DIE POSITIVE KULTUR

DES SCHEITERNS

Permanente Innovation ist für einen Technologiekonzern eine Überlebensfrage

Heute, wie auch zur Zeit der revolutionären Erfindung des LD- Verfahrens, sind Forschung und Entwicklung ein zentraler Schlüssel zum Erfolg. Wer sich ausruht und zurücklehnt, spielt der Konkurrenz in die Hände.

Offene Ohren, wache Augen und ein heller Geist sind essentielle Grundlagen für erfolgreiche Forschung. Forschung ist ein unbegrenztes Feld, die Ideen kommen aus vielen Richtungen: von den Kunden, den Mitarbeitern, der Konkurrenz, oder sie sind abgeleitet aus aktuellen Trends. Forschung sollte jeden berühren. Es wird gezielt geforscht, oft aber auch zufällig gefunden. Technologische Führung funktioniert nur mit ambitionierter Forschung als Basis, ohne Forschung läuft da nichts.


Wer sich, wie die voestalpine, in seiner Wertschöpfungskette kontinuierlich weiterent- wickeln will, ist auf permanente Innovation angewiesen. Das gilt für die Werkstoff- kompetenz genauso wie für alle darauf aufbauenden Prozesse und Verarbeitungstech- nologien. Ideen werden zuerst einmal getestet, bestehen sie, gehen sie in die Entwick- lung: da gibt es dann mehr Ressourcen, mehr Geld. Je näher sich die Idee als Projekt zur Marktreife entwickelt, umso strikter wird der Umsetzungsprozess und umso teurer und aufwändiger das Drumherum.


Vier Forschungsbereiche gelten im voestalpine-Konzern derzeit als Schwerpunkte.

1: Additive Manufacturing, der metallische 3D-Druck, ein komplexes Projekt mit vielen neuen Ansätzen und dem Ziel, die dafür notwendige Wertschöpfungskette bis zum Endprodukt komplett zu beherrschen. Aus heutiger Sicht erlaubt Additive Manufacturing Produktstrukturen von bisher nicht beherrschbarer Komplexität. 2: der Leichtbau im gesamten Bereich Mobilität. Der Druck, Energie möglichst effizient einzusetzen und damit die Umweltbelastung zu reduzieren, zwingt auf breiter Basis zu immer leichteren Bauteilen, ohne an Festigkeit zu verlieren. Stahl hat da im Vergleich zu anderen Werk- stoffen hervorragende Karten. 3: Wichtigstes Thema auf der Prozessseite ist die Reduktion von CO2. Da geht es um viele kleine Schritte, aber auch um den ganz großen Schritt mit weitem Horizont, den Einsatz von Wasserstoff anstelle fossiler Energieträger. 4: die Digitalisierung und Anwendung der Künstlichen Intelligenz mit dem Ziel, die Effizienz sämtlicher Prozesse – vom Rohstoff bis zum Endprodukt – permanent zu erhöhen. Da gibt es viele neue Möglichkeiten, auch weit darüber hinaus, etwa durch Kombination der eigenen Produkte mit Künstlicher Intelligenz. Ein Beispiel: Die voestalpine entwickelt gerade den vollautomatisierten Schienenweg. Sensoren in Schienen und Weichen ganzer Netze melden dabei einerseits (Sicherheits-)Probleme, weisen andererseits auf fällige Wartungen hin, alles von einer zentralen Steuerwarte aus überwacht.


Abseits der vier Schwerpunkte wird an vielen weiteren Projekten gearbeitet, z. B. daran, wie man verschiedene Materialien sinnvoll und kostengünstig miteinander kombinieren kann. Wichtig ist es dabei, die Zusammenhänge von Werkstoffen und Verarbeitungs- prozessen bis zum Endprodukt zu verstehen – eine zentrale Voraussetzung für wirkliche Innovation.


Forschung ist Risiko. Es geht ja um Dinge, die so noch nie gemacht wurden. Und Forschung ist schnelllebig. Was für einen Kunden, für den Markt heute wichtig ist, kann morgen schon wieder zweitrangig sein, Effizienz und Flexibilität sind daher essentiell. Und ganz wichtig: Forschung verlangt eine Kultur des positiven Scheiterns, Scheitern muss erlaubt sein. Niemals zu scheitern wäre gleichbedeutend mit zu wenig Risiko und damit zu wenig Erfolgschancen.


An die 100 gemeinsame Projekte mit Universitäten und Forschungseinrichtungen weltweit erweitern permanent den eigenen Horizont und optimieren die Effizienz. Teamgeist und Arbeitsteilung sind ein zentraler Schlüssel zum Erfolg. Rund 3 000 aktive Patente hat die voestalpine derzeit angemeldet und es werden noch viel mehr werden.


Der Anspruch auf Technologieführerschaft erlaubt kein Zurücklehnen, und er braucht ständig aufs Neue Neugierde, Einsatzbereitschaft, Umsetzungskraft und Erfolgshunger. Dieses breite innovative Mindset in einer Organisation zu implementieren, ist eine enorme Managementherausforderung. Deshalb muss Forschung Chefsache sein. Ausruhen, besonders auf dem Erfolg, darf es dabei niemals geben – die Konkurrenz wartet nur darauf.

Sehr leicht, sehr stabil und fest, kostengünstig –

so kommt Stahl als Spielmacher der Zukunft mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ins Blickfeld.

Sieht aus wie eine normale Schie- ne, ist aber ein einzigartiges High- techprodukt. Die in Donawitz pro- duzierten Schienen sind mit 120 Meter Länge nicht nur die längsten weltweit, die voestalpine ist auch bei Schienen, Weichen und Signal- technik, also im Bereich Bahntech- nik, Marktführer. Der digitalisierte, vollautomatisierte Schienenweg soll diese Marktführerschaft absichern.